"Fahr nochmal zurück, ich glaube...

... da waren Katzen!"

So oder so ähnlich hieß es an einem, für Kreta typisch, warmen Sommerabend im August.

Wir sind mit dem Auto aus Iraklio zurück unterwegs in unsere Ferienwohnung gewesen, als wir auf der Straße links von uns im Vorbeifahren etwas an der Straße entlang huschen sahen.

Wir drehten um und in der Zeit hat ebenfalls ein junges Paar angehalten und unsere Vermutung bestätigte sich:

zwei ganz kleine Kitten, umhersuchend ohne ihre Mutti, irrten am Straßenrand entlang.

Das Pärchen war auf dem Weg nach Iraklio und die Frage "was machen wir denn jetzt mit den Kleinen?" stand im Raum beziehungsweise sprichwörtlich an der Straße.

Ich holte meine Pestemal (ein aus Baumwolle gewebtes Badetuch) aus dem Auto, wickelte die Beiden darin ein und versprach dem Paar, dass wir sie zu Manoli ins Tierheim nach Gouves bringen.

Die Fahrt vom "Fundort" bis zum Tierheim dauert ungefähr zehn Minuten, mir kam es vor wie eine Ewigkeit. Da saß ich nun auf dem Beifahrersitz, mit diesen beiden kleinen Lebewesen, die jeweils nicht einmal meine Handflächen ausfüllten (wie sich später herausstellte gerade so um die 200 Gramm wogen), mich mit ihren blauen Augen hilfesuchend anblickten und mautzten, dass es mir das Herz zerriss.

Das es auf Kreta leider viele herumstreunende Tiere gibt und sie teilweise wie Müll entsorgt werden weiß ich seitdem wir das erste Mal auf der Insel waren. Das es uns nun hautnah erwischte war für mich und mein tierfreundliches Herz dennoch ne harte Kost.

Ich heulte diese zehn Minuten Fahrweg mit den beiden kleinen Scheißern in meinen Handflächen wie ein Schlosshund.

Bei Manolis angekommen und im Tierheim zwischen all den kleinen und großen Katzen und Hunden wurde es nicht besser. Er untersuchte sie, versorgte sie mit Milch und Wurmkur und sagte uns, dass er sie die Nacht über nicht im Tierheim lasse, sondern mit zu sich nach Hause nimmt. Anderweitig könne er nicht versprechen, ob sie die Nacht überleben würden.

Ich brauchte an der Stelle das nächste Taschentuch.

Den restlichen Abend und auch die Nacht über beschäftigte mich die Situation sehr und ich hoffte, dass die Beiden einen starken Willen haben und die kommenden Stunden schaffen.

Am darauffolgenden Tag fuhren wir erneut zu Manolis und, welch ein Glück, die beiden Kleinen haben die Nacht überstanden.

Für uns stand fest: wenn wir ende Oktober auf die Insel kommen, kommen die Beiden zu uns. Also besprachen wir im Tierheim mit einer Pflegerin die weitere Vorgehensweise, tauschten unsere Nummern und nur ein paar Stunden später erhielten wir die Info, dass die beiden Kitten bis zu unserer Ankunft in eine Pflegestelle nahe Chania kommen können. Die "Aufwandsentschädigung" für die Pflegestelle beträgt hierfür 7,50€ pro Katze und Woche. Die Tiere werden in den jeweiligen Pflegestellen so lange versorgt, bis sie vermittelt werden oder, wie in unserem Fall, abgeholt werden.

Die beiden Zieheltern unserer Katzenkinder sind Deutsche und wir noch im August zu ihnen gefahren, haben uns ihr Grundstück angeschaut und wussten, dass unsere beiden Kleinen bis Oktober hier gut aufgehoben sind. Bis zum finalen Abholtag wurden wir mit Bildern und Videos immer auf dem Laufenden gehalten und wir möchten uns von Herzen bei den Beiden bedanken, dass sie unsere Zwei aufgenommen haben.

Eine traurige Nachricht gab es dennoch: eine unserer beiden geretteten Kätzchen ist in der Pflegestelle eingeschlafen, sie war einfach zu schwach.

Dafür hat sich unsere Zweite recht schnell mit einer weiteren geretteten Seele angefreundet. Pita. Pita sollte eigentlich nach Frankreich vermittelt werden, da sich aber Fietsche (der Name stand schon im August im Auto fest. Warum Fietsche? Weil sie die Fahrt über die ganze Zeit vor sich hin gefietscht/gequiekt hat) so gut mit ihr verstanden hat und die beiden ein Herz-und eine Seele sind, war es klar: Pita kommt zu uns.

Und nun? Nun sind beide seit fast zwei Wochen bei uns, fressen viel, kacken viel, beschweren sich wenn einer von uns Zweibeinern in der Küche steht und kein Fressen für sie zubereitet (obwohl das letzte Mahl dabei keine zwei Stunden her ist!), flitzen durchs Haus und haben sich die meiste Zeit ganz schön lieb.

Was hat Axel im August gesagt? "da holst du uns schon die ersten Tiere ins Haus, obwohl wir noch gar nicht da sind." Nach den wenigen Tagen, die wir sie bei uns haben, können wir es uns gar nicht mehr anders vorstellen.

An dieser Stelle bitte ich einfach jeden von Herzen:

Adopt dont Shop! Adoptiere, kaufe nicht!

Es warten so viele (zu viele!) liebe Seelen in den Tierheimen auf ein Zuhause für immer.

Oftmals haben sie keine gute Geschichte hinter sich, aber so arg viel Liebe zu geben.

Macht euch bewusst, dass ein Tier kein Spielzeug ist und auch Arbeit mit sich bringt. Aber: ihr habt einen Freund fürs Leben an eurer Seite! Jemanden, den dein Status nicht interessiert. Dem es egal ist, wieviel Geld du aufm Konto hast oder welches Auto du fährst. Einen Freund, der sein ganzes Leben für dich da ist und dir Tag für Tag zeigt, wie dankbar er ist das du zur richtigen Zeit am richtigen Ort warst.

Efcharisto fürs Lesen.

J